Das Ausloten von Künstlichkeit setzt eine Definition von Natürlichkeit voraus. Diesem mitunter recht philosophischen Unterfangen, nähert sich die Künstlerin Kristiane Kegelmann anhand von seriellen Arbeiten unter dem Titel „Kunstbutter“. Dabei vermeidet die Künstlerin entschlossen endgültige Aussagen, denn diese kämen lediglich einer bereits formulierten Erkenntnis gleich. Vielmehr ist das Aufwerfen von Fragen ihr ein Anliegen, dass sie jedoch nicht alleine für sich zur einer Lösung stilisiert, sondern im Austausch mit ihrer Umwelt mannigfach zur Disposition stellt.
Künstlichkeit als ein Dazwischen. Ein Sein zwischen den Welten: Natur versus Gegennatur. Auf welcher Seite stehe ich und welche Konsequenzen ziehe ich aus dieser persönlichen, strukturellen Verortung? Fängt man einmal an sich selbst diese Frage zu stellen, scheint es, als ob man wie durch eine doppelte Verspiegelung einen unendlichen Raum betritt, der immer wieder neue Spiegelbilder der eigenen Person einfängt. Welches von diesen Bildern ist denn nun das authentischste, das natürlichste, an welchen Punkt verliere ich über mein eigenes Spiegelbild die Orientierung und sehe mich doch ganz klar vor mir?
Vieles in unserem Alltag scheint an Authentizität verloren zu haben und gleichzeitig wird uns mit jedem Tag deutlicher, dass wir zu einer Natürlichkeit zurück finden müssen. Aus sämtlichen Ecken unseres Systems schreit es nach Authentizität, nach einer Entfremdung im Sinne von die Dinge wieder ihrem Ursprung nahe bringen und sie von der Befremdung befreien.
Wo ist Schminke sinnvoll und wo erscheint die Farbe bloß als abblätternder Lack, der ein Innehalten mit erschreckendem Charakter provoziert?
Panik versus Gelassenheit. Loslassen um zu Fallen. Oder anders formuliert: Neugierde an Stelle von Ängstlichkeit; Greifen nach Natürlichkeit ohne vor der Künstlichkeit zurück zu schrecken.